Steckbrief DSB Uss "RoadRailer"

Ab den 1950er Jahren wurden in den USA unter der Bezeichnung "RoadRailer" Konzepte entwickelt, mit denen der Frachtverkehr auf Schiene und Strasse bimodal kombiniert werden sollte. Erste Anstze rüsteten die Auflieger mit zusätzlichen Radsätzen aus, um sie ohne Waggons auf der Schiene befördern zu können. Ab den 1980er Jahren ließ;en sich spezielle Sattelauflieger mit zwischengessetzten Drehgestellen auf der Schiene als Zug zusammenfügen. Hierzu bedurfte es keiner Krananlagen, das Anheben der Auflieger erfolgte mit ihrer eigenen pneumatischen Federung. Der Vorteil des Systems lag in dem hohen Nutzlastanteil von 68 % gegenüber dem Transport von ISO-Containern auf Tragwagen (51 %) oder der „Rollenden Landstrasse (45 %). Nachteilig war das vergleichsweise hohe Eigengewicht der Auflieger, die auch die Zug- und Stoß;kräfte des Bahnverkehrs aufnehmen muß;ten. Das RoadRailer-Konzept wurde 1991 von der "Wabash National Corp." erworben, die das System vermarktete.

Am erfolgreichsten setzte die "Triple Crown Services" (TCS), eine Tochter der "Norfolk Southern", das RoadRailer-System ab 1986 in den USA ein. Bei genauerer Betrachtung zeigte sich allerdings, dass dieser Erfolg weniger auf der technischen Innovation sondern auf einem neuen Geschäftsmodell beruhte, das die klassischen Angebote der amerikanischen Bahngesellschaften übertrumpfte. So stand die TCS auß;erhalb der personalintensiven Tarifverträge gewerkschaftlich organisierter Eisenbahner und konnte das Geschäft aus Kundensicht gestalten. Nur langsam lernten die amerikanischen Bahngesellschaften dieser Konkurrenz mit konventioneller Bahntechnik und entsprechenden Investitionen zu begegnen. 2015 meldete Norfolk Southern die Restrukturierung ihrer Tochter TCS, die dabei rund 80 % ihres Personals verlor. In verringerten Umfang setzte TCS das Geschäft fort und bot 2023 noch 2 RoadRailer-Züge zwischen Detroit und Kasas City an.

In Europa wurde die RoadRailer mit großem Interesse betrachtet und zahlreiche Forschungsprojekte zu bimodalen Technologien gestartet. 1991 wurde die "Bayerische Trailerzug-Gesellschaft" (BTZ) gegründet, die einige alpenquerende Relationen betrieb. Allerdings ließ sich das System nur mit regelmäßigen Ganzzügen rentabel betreiben und die BTZ gab 2003 auf. Auch die DSB zeigte sich interessiert und startete 1990 gemeinsam mit der DB das Projekt "TrailerTog" bzw. "TrailerZug". Die DSB beschaffte eine Versuchseinheit, bestehend aus einem Mittel- und zwei Enddrehgestellen sowie zwei RoadRailer-Aufliegern. Die zweiachsigen Drehgestelle wurden von dem französischen Unternehmen "Sambre & Meuse" (S&M) gefertigt, sie waren schwarz lackiert und wurden als DSB-Gattung Uss eingereiht. Die RoadRailer-Auflieger lieferte die "RoadRailer Europa GmbH" in Ottobrunn bei München. Die Fahrzeuge waren dreiachsig ausgeführt und mit einem Kastenaufbau versehen. Die Roadrailer-Einheit der DSB wurde anläß;lich einer Intermodal-Konferenz am 11. März 1992 auf dem Güterbahnhof Kopenhagen vorgestellt und anschließ;end dem Probebetrieb übergeben. Allerdings mangelte es an geeigneten Transportaufträgen und die Auflieger wurden bald nur noch im Straß;enverkehr genutzt. Die Uss-Drehgestelle wurden 1993 abgestellt und 1997 verschrottet.


Technische Daten:
Anzahl 1 (3 Drehgestelle, 2 Trailer)
Hersteller S&M (Drehgestelle), RoadRailer Europa GmbH (Trailer)
Baujahr 1991
Länge über Puffer 33.028 mm
Achsstand im Drehgestell 1.800 mm
Drehzapfenabstand 13.786 mm
zul. Höchstgeschw. 120 km/h
Eigengewicht je Drehgestell 6,8-8,2 t
Eigengewicht je Trailer 8,6 t
Zuladung je Trailer 29,0 t
Ladefläche je Trailer 32,8 m²
Laderaum je Trailer 83,6 m³


* = Verband aus drei Drehgestellen und zwei Sattelaufliegern.


Abbildungen:

DK3563 DK3564


Quellen:
Bruun-Petersen, Jens (1993): Godsvognsmateriellets historie. Roskilde: bane bøger.
Ingeniøren (1992): Road-railerne ruller. www.ing.dk
Mertel, Rainer (2015): Warum wurde nichts aus "bimodal"? Deutsche Verkehrs-Zeitung: www.dvz.de
MIBA-Spezial 54 (2002): Kombinierter Ladungsverkehr. Fürstenfeldbruck: Verlagsgruppe Bahn GmbH
Nielsen, Per Topp (2014): Driftsmateriellet, Bind 1A - DSB godsvogne. Sakskøbing: DANSK Jernbanearkiv's forlag. (online verfügbar: www.dansk-jernbanearkiv.dk).
Triple Crown Services: www.triplecrownsvc.com


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