Steckbrief DSB S 721-740


Für den steigenden kopenhagener Nahverkehr beschaffte die DSB ab 1924 moderne Heißdampf-Tenderloks mit drei Hochdruckzylindern als Baureihe S. Zwei Prototypen wurden bei Borsig in Berlin entwickelt, 18 weitere Maschinen folgten 1927-28 von Frichs.

Neue Anforderungen führten zu mehrfachen Anpassungen der Loks. So wurde Anfang der 1930er Jahre eine Vorrichtung nachgerüstet, um beim Betrieb in der Tunnelstrecke "Boulevardbanen" mit der Station Nørreport im Stadtzentrum die Rauchbelästigung zu vermindern. Hierbei konnte der Abdampf in die Wasserkästen umgeleitet werden, wo er kondensierte und das Speisewasser vorwärmte. Da Dampfstrahlpumpen nur kaltes Wasser fördern, wurde zusätzlich auch eine Kolbenpumpe installiert. Auf freier Strecke wurde der Abdampf wieder durch das Blasrohr geleitet, um den nötigen Saugzug zum Anfachen des Feuers zu erzeugen. Ende der 1930er Jahre erhielten die Loks Windleitbleche, Frontschürzen und ein schräges Abdeckblech unter der Rauchkammer. Ab 1941 wurden vorn und hinten Schneeräumer nach schwedischem Vorbild sowie Druckluftbremsen nachgerüstet.

Mit der Elektrifizierung des kopenhagener S-Bahn Netzes wurden die S-Maschinen frei für andere Einsätze, darunter die Verbindung nach Gedser über die 1937 eingeweihte "Storstrømsbro". Zur Erhöhung der Reichweite wurden um 1940 die Kohlekästen vergrößert. Insgesamt waren die Loks im Reise- und Güterzugdienst zu sehen und vor schweren Zügen auch in Doppeltraktion unterwegs. Die Reihe S war ausschließlich auf Seeland und Falster aktiv, da die geringen Kohlevorräte für die langen Strecken Jütlands nicht ausreichten. Ab 1960 erfolgte schrittweise die Ablösung durch Dieselloks der Reihe MX. S 740 schied 1968 als letzte ihrer Baureihe aus dem täglichen Dienst und wurde von der britischen Museumsbahn Nene Valley Railway übernommen, die sie unter dem Namen "Danish Seaways" betrieb. 1983 trat die Maschine als fiktive DDR-Lok DR 62 015 im James Bond-Film "Octopussy" auf. 1995 wurde die Lok durch den NSVJ zurückgekauft und eine Instandsetzung begonnen. Wegen des Umfags der notwendigen Arbeiten wurde das Projekt aber auf unbestimmte Zeit gestoppt. Weiterhin blieb S 736 bei Danmarks Jernbanemuseum betriebsfähig erhalten, mußte aber im September 2019 wegen verschiedener Schäden stillgelegt werden.

Museal erhaltene Fahrzeuge:
Danmarks Jernbanemuseum: S 736
NSVJ: S 740


Technische Daten DSB S 721-740:
Anzahl 20
Hersteller Borsig / Frichs
Baujahre 1924 / 1927-28
Bauart, Steuerung 1' C 2' h3T, Heusinger
Länge über Puffer 14.860 mm
Rostfläche 2,4 m²
Verdampfungsheizfläche 118,2 m²
Überhitzerfläche 46,0 m²
Kesselüberdruck 12 atm, später 13 atm
Zylinder-Ø 430 mm
Kolbenhub 670 mm
Treib- und Kuppelrad-Ø 1.730 mm
Laufrad-Ø 1.054 mm
indizierte Leistung 930 PS
Zugkraft 8.400 kg
Höchstgeschwindigkeit 90 km/h
Dienst- / Reibungsgewicht 98,6 t / 50,7 t
max. Achslast 16,9 t
Vorrat: Wasser / Kohle 10,0 m³ / 3,0 t, später 4,0 t



Abbildungen:

DK9693 DK11655 DK9919 DK12869 DK8178

DK8180 DK8181 DK8266 DK9725 DK13148


DK3295 DK3277 DK3143 DK3144 DK6042 DK6043

DK3142 DK1755 DK1753 DK1754 DK1818 DK10587

DK4049 DK4050


DK1904



Zum Verbleib der einzelnen Loks s. Fahrzeugliste


Quellen:
Andersen, Torben (2004): Dansk Jernbanehistorie 1. Næstved: Lokomotivet´s forlag.
Andersen, Torben (2006): DSB litra S. Lokomotivet 88: 26-30.
Bay, William (1977): Danmarks damplokomotiver. Herluf Andersens Forlag.
Dresler, Steffen (1987): Historisk oversigt litra S nr. 721-740. Lokomotivet 31: 33-42.
Voldmester, Vilhelm (1948): Damplokomotivet og dets betjening: Lærebog for Lokomotivpersonalet. 4. Udg., Bd. I-II. København: S. L. Møllers bogtrykkeri.


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