Für die 1897 eröffnete kopenhagener Nahverkehrslinie Klampenborg-Helsingør
entwarf der DSB Maskindirektør Otto F. A. Busse d.J. eine neue
Tenderlok als Reihe O. Das Fahrwerk war symmetrisch angelegt, so daß
die Maschine für beide Fahrtrichtungen mit der vollen
Geschwindigkeit zugelassen war und das zeitaufwändige Drehen an
den Endbahnhöfen vermieden wurde. Die endständigen
Laufachsen waren als Bisseldrehgestelle ausgeführt, um auch die engen
Kurvenradien im Stadtgebiet sicher befahren zu können. Das
Triebwerk bildete eine zweizylindrige Naßdampfmaschine mit
Trick-Allan Steuerung. Die Vorräte wurden in Wasserkästen
und einem halbhohen Kohlekasten mitgeführt, die alle auf dem
Umlaufblech außerhalb des Führerhauses angeordnet waren.
Die technische Umsetzung des Entwurfs übernahm Borsig, Berlin und
lieferte 1896-98 insgesamt 26 Maschinen als
DSB O 301-326. Eine
zweite Serie von 10 Loks wurde 1901 von der Maschinenfabrik Esslingen
im italienischen Tochterwerk "Construzione Mecchaniche Saronno"
gefertigt und als
DSB O 327-336 eingereiht. Anfänglich
erschienen die Loks zweifarbig mit Führerhaus und Fahrwerk
in schwarz, dagegen waren Kessel, Rauchkammer und Zylinder in
matt-dunkelgrau gehalten. Erst in den 1920er Jahren waren
hitzebeständige Farben verfügbar, die eine vollständig
schwarze Lackierung gestatteten. Die Loks waren mit Kassettenlinien in
Karminrot versehen, die Anschriften wurden gelb ausgeführt.
Die Loks der Reihe O bewährten sich von Anfang an und erreichten die erwartete
Leistung, nachdem der Kesseldruck von 10 aus 12 atm erhöht
wurde. Tatsächlich erwieß sich das Muster als eine
Universallok, die vor Reise- und Güterzügen sowie im
Rangierdienst brauchbar war. Im Laufe der Betriebsjahre erfuhren die
Loks der Reihe O verschiedene Umbauten: Ab Mitte der 1910er Jahre
wurden Überhitzer nachgerüstet und alle bis 1945
verbliebenen Loks erhielten Druckluftbremsen mit einer Luftpumpe
links am Kessel sowie Hauptluftbehältern auf dem rechten
Umlaufblech sowie im Rahmen. Weiterhin wurde der Treibraddurchmesser
erhöht, wodurch die zulässige Höchstgeschwindigkeit
von 70 auf 80 km/h heraufgesetzt werden konnte. Andere Umbauten
betrafen nicht alle Maschinen, darunter erhöhte Kohlekästen
sowie ein langgezogener Dom, der neben dem Dampfdom auch den
Sandkasten umschloß. Die charakteristischen Schneepflüge
nach schwedischem Vorbild wurden bei der Reihe O nie montiert.
Die Loks der Reihe O wurden zunächst im kopenhagener Nahverkehr eingesetzt,
wo sie als "Skovtursmaskinen" (Waldtourmaschine) bekannt
wurden, da die Züge gern im Ausflusgverkehr an Sonn- und
Feiertagen genutzt wurden. Mit dem Erscheinen der Reihe S erhielt die
Reihe O ab den 1920er Jahren zunehmend andere Aufgaben und wurde nun
auch in Jütland eingesetzt. In den 1940er Jahren erfolgten
vereinzelte Leihstellungen an Privatbahnen (ETJ, RHJ, HAJ, HFHJ).
Eine erste Ausmusterungswelle reduzierte den Bestand bereits in den
1930er Jahren, die übrigen wurden in den 1950ern von Triebwagen
der Reihe MO 1800 ersetzt. Anfänglich hatte die DSB keine O für
ihr zukünftiges Museum reserviert, da alle verbliebenen
Exemplare in einem zu schlechten Zustand waren. Durch die Initiative
zweier engagierter DSB-Mitarbeiter wurde aber O 318 als letzte ihrer
Baureihe dann doch vom Verwertungsunternehmen H.I. Hansen in Odense
zurückgekauft. Beim Wiederaufbau der Maschine wurden Teile anderer
ausrangierter Loks verwendet, darunter die baugleiche Steuerung einer Lok der Reihe K.
Museal erhaltenes Fahrzeug:
Danmarks Jernbanemuseum: O 318
Technische Daten DSB O 301-336: |
|
Lieferzustand |
nach Umbauten |
Anzahl |
36 |
36 |
Hersteller |
Borsig / Saronno |
Borsig / Saronno |
Baujahre |
1896-98 / 1901 |
- |
Bauart, Steuerung |
1' B 1' 2T, Trick-Allan |
1' B 1' 2hT, Trick-Allan |
Länge über Puffer |
11.000 mm |
11.000 mm |
Rostfläche |
1,3 m² |
1,3 m² |
Verdampfungsheizfläche |
72,5 m² |
58,0 m² |
Überhitzerfläche |
- |
15,4 m² |
Kesselüberdruck |
12 atm |
12 atm |
Zylinder-Ø |
430 mm |
430 mm |
Kolbenhub |
610 mm |
610 mm |
Treib- und Kuppelrad-Ø |
1.710 mm |
1.730 mm |
indizierte Leistung |
- PS |
- PS |
Zugkraft |
5.870 kg |
5.870 kg |
Höchstgeschwindigkeit |
70 km/h |
80 km/h |
Dienst- / Reibungsgewicht |
52,4 t / 27,0 t |
53,9 t / 27,2 t |
Vorrat Wasser / Kohle |
6,5 m³ / 1,5 t |
6,5 m³ / 2,2 t |
Abbildungen:
Zum Verbleib der einzelnen Loks s.
Fahrzeugliste
Quellen:
Andersen, Torben (2003): DSB litra O. Lokomotivet 76:44-47.
Andersen, Torben (2004): Dansk Jernbanehistorie 1. Næstved: Lokomotivet´s forlag.
Bay, William (1977): Danmarks damplokomotiver. Herluf Andersens Forlag.
Dressler, Steffen (2015): DSB litra O. Tog på tryk.
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