Die DSB interessierte sich in den 1970er Jahren für Drehstromlokomotiven, bei denen sich
der Dieselmotor ggf. gegen eine elektrische Anlage tauschen ließ.
So sollten die Maschinen bei einer späteren Elektrifizierung der
Hauptstrecken weiterhin nutzbar bleiben. 1977 wurde in Dänemark
die DB-Experimentallok 202 004 vom Typ
DE 2500
erprobt, die sich trotz geringerer Nennleistung
gegenüber der Baureihe MZ I/II mit besseren Lauf- und
Traktionseigenschaften auszeichnete. Die DSB orderte daraufhin 1979 die
Baureihe ME, die in Kombination mit den Typen MY, MX, MZ und EA
betrieben werden konnte. Als Hauptauftragnehmer trat Thyssen-Henschel
auf, die elektrische Ausrüstung kam von BBC, die Dieselmotoren
von GM und die Wagenkästen wurden bei Scandia in Randers gebaut.
Die Auslieferung der ersten MEs verzögerte sich, so daß
Henschel 1981 für einige Monate von der DB insgesamt 18 Loks der Reihe
V 200 lieh, die von der
DSB westlich des Großen Belts eingesetzt
wurden. Verschiedene Kinderkrankheiten machten zahlreiche
Modifizierungen nötig, äußerlich sind vor allem die
nachgerüsteten Schneeabweiser über den Einlässen der
Luftfilter erkennbar. Bei intensiven Erprobungsfahrten wurde eine
Spitzengeschwindigkeit von 188 km/h erreicht. Die DSB erhielt 37 Loks
der Reihe ME, fünf technisch ähnliche Maschinen gingen an
die Norwegischen Staatsbahnen (NSB) als Baureihe Di 4.
Die MEs wurden zunächst im IC- und Nahverkehr auf Seeland und Lolland-Falster sowie vor
internationalen Güterzügen eingesetzt. Seit 1997 sind sie
als einziger Dieselloktyp für Reisezüge auf der Store Bælt-Querung
zugelassen. Das Design der MEs wurde an das der "
APO-lyn"-Wagensätze
angelehnt. Bei Auslieferung trugen die Maschinen das rot/schwarze "Design"-Farbschema
(ab ME 1511 waren die roten Bereiche etwas breiter ausgeführt
als bei den ersten Maschinen). ME 1509 und 1511 wurden 2000 nach
einem Rangierunfall versuchsweise mit einem neuen Farbschema lackiert:
Rot mit einem übergroßen blauen Flügelrad-Logo auf
den Seiten. Dieses Muster wurde mit ausgetauschten Farben auch auf ME
1518-1537 angewendet, als sie 2002 für den Einsatz mit den
Doppelstock-Wendezügen mit dem ZWS-Steuersystem ausgerüstet
wurden. Schließlich erhielten 2006 alle verbliebenen roten und
rot/schwarzen MEs das blaue Schema durch Bekleben mit Folie. Alle MEs
waren betriebsfähig außer ME 1510, die 2005 bei einem Brand
schwer beschädigt und 2006 ausgemustert wurde. Bei der Gründung
der Railion DK 2001 verblieben alle MEs bei der DSB. 2012 erhielt ME 1506
nach einer Revision eine blaue Lackierung (nicht Klebefolie), wobei die Stirnseiten
ungewöhnlicher Weise neben der Betriebsnummer auch mit der Typenbezeichnung
"ME" beschriftet wurden. Im Oktober 2016 gab die DSB bekannt, ihre verbliebenen Loks der
Reihen ME und EA neu mit einem hellroten Farbschema zu versehen. Der Farbwechsel sollte im Zuge
der regulär anstehenden Revisionen erfolgen. Als erste Loks wurde ME 1528 und
ME 1533 in der neuen Gestaltung präsentiert.
ME 1501 wurde im Sommer 2014 an Danmarks Jernbanemuseum übertragen, der letzte planmäßige
Einsatz der Reihe ME bei der DSB erfolgte am 11. Dezember 2021. 2019 wurden ME 1509, 1513 und 1527 an die
schwedische "Nordic Re-Finance AB" (NRFAB) verkauft, die bis Ende 2021 insgesamt 32 ME übernahm.
Die Loks wurden hier als Baureihe
TME geführt und sollten bis Mitte 2023 mit den Zugsicherungssystemen
ETCS und STM für den gesamten skandinavischen Raum ertüchtigt werden. Die Reihe TME wurde
als umweltfreundliche Alternative für ältere Dieselloktypen im Mietverfahren angeboten. TME 1514 und 1523 wurden 2021
von dem norwegischen Güterzuganbieter "Onrail" angemietet. Ende 2022 wurden TME 1503, 1505, 1511, 1517, 1522,
und 1532 an das polnische Eisenbahnbetriebsunternehmen "Stowarzyszenie Kolejowych Przewozów Lokalnych" (SKPL)
verleast. Die Maschinen erreichten ihr Ziel als Lokzug über Padborg, wobei die dänischen Schneepflüge der Loks
demontiert und separat geliefert wurden, um dem deutschen Lichtraumprofil zu entsprechen. Die SKPL beabsichtigte die Loks selbst an
die polnischen Betriebsbedingungen anzupassen und mit ihrem Corporate Design bis Mitte 2023 zu versehen. 2024 mieteten die
ungarischen EVUs "MÁV-START" und "MÁV Rail Tours" insgesamt 15 TME bei NFRAB, die ab Herbst des Jahres
im Reisezugverkehr eingesetzt werden sollten.
Einige NRFAB TME wurden auch nach Dänemark vermietet: So gingen TME 1516, 1530, 1534 und 1535 an Contec.
3 weitere Loks wurden von der DB Cargo Scandinavia A/S angemietet, da die verbliebenen MZ während der ETCS-Nachrüstung
ausfielen. Die Loks wurden bei CFL cargo Danmark in Padborg vorbereitet und erhielten eine Folierung mit
Märchenmotiven nach H.C. Andersen, designt von der schwedischen "Tryckopia". Es handelte sich um TME 1524
"Snedronningen" (Die Schneekönigin), TME 1526 "De vilde svaner" (Die wilden Schwäne) und TME 1533
"Den lille havfrue" (Die kleine Meerjungfrau). Die Loks wurden vorwiegend mit Stahlzügen zwischen
"NLMK DanSteel A/S" in Frederiksværk und Kh G bzw. Høje Taastrup eingesetzt.
Technische
Daten ME 1501-1537 |
Anzahl |
37 |
Hersteller |
Thyssen-Henschel, BBC, Scandia |
Baujahre |
1981-85 |
Achsfolge |
Co' Co' |
Länge über Puffer |
21.000 mm |
Motor |
GM E645 E3B, 16 Zylinder, zweitakt |
Leistung |
2.426 kW (3.300 PS) bei 900 U/min |
Kraftübertragung |
dieselelektrisch (Drehstrom) |
Höchstgeschwindigkeit |
175 km/h |
Dienstgewicht |
115,0 t |
Abbildungen:
Beim Einsatz der Reihe ME mit den Doppelstockwagen gab es regelmäßig
Beanstandungen, da die Abgase der Loks von der Klimaanlage der Waggons eingesaugt wurden,
was zu erhöhten Feinstaubwerten im Fahrgastbereich führte.
Als Ursache wurden Luftverwirbelungen identifiziert, die während der Fahrt in der Lücke
zwischen der Lok und dem folgenden Wagen auftraten. Ab Mai 2016 wurde daher an ME 1503 mit
einem Dachspoiler experimentiert, der die Abgase der Lok nach oben über die Wagendächer lenken sollte.
Der Spoiler wurde im April 2018 entfernt, das Projekt wurde nicht weiter verfolgt.
Nordic ReFinance AB:
Zum Verbleib der einzelnen Loks s. Fahrzeugliste
Quellen:
Andersen, Torben (2013): DSB litra ME. Lokomotivet 114: 6-12.
Christensen, Peter & Poulsen, John (1999): Motor Materiel 5:
Med motor fra GM. Smørum: bane bøger.
Larsson, Tomas (2004): Danska och norska lokomotiv från tiden kring 1980. www.jernbanen.dk
MÁV Zrt. www.mavcsoport.hu
Nyström, Ulf (2021): Vill köpa 32 ME-lok från Danmark. järnvägar.nu, https://jarnvagar.nu
Pedersen, Bjarne (1982): Erfaringerne i DSB med de nye ME. DSBbladet 9/82: 28-30.
Planinski, Konstantin (2022): Nordic Re-Finance delivers former Danish locos to SKPL of Poland. https://railcolornews.com
Riepelmeier, Garrelt (2016): Gnadenfrist für die letzten Giganten der DSB. eisenbahn magazin 12/2016: 59-60.
Riepelmeier, Garrelt (2018): DSB-Litra ME (II) - Dänische Dieseldamen. Lokmagazin 70/2018: 98-105.
Støvring-Nielsen, Allan (2023): Med jern på krogen... Jernbanen 5/2023:33-34.
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