Dampfloks
War die erste Lok Emil Kesslers noch ein Nachbau einer typischen Sharp-Lok der Achsfolge 1 A 1,
so zeigten die folgenden ME-Konstruktionen zunehmend eigenständige Entwicklungen. Einen wesentlichen
Anteil hatte hier der Konstrukteur Josef Trick (* 1812, † 1865), der Erfinder der nach ihm
benannten Steuerung für Dampflokomotiven. Schon bald genoß die ME einen hervorragenden Ruf als
Lieferant von Lokomotiven insbesondere für Gebirgsstrecken. Anfänglich handelte es sich dabei
um Stütztenderloks Systen Engerth, die sich mit hohem Adhäsionsgewicht und guter Kurvengängigkeit u.a. auf der
Steilstrecke der österreichischen Semmeringbahn bewährten. Später fanden Zahnradloks der
Systeme Riggenbach und Abt weltweit hohe Anerkennung und selbst die letzte ME-Lok E 1060 für die Indonesische Staatsbahn
war eine Zahnrad-Tenderlok, die 1966 nach Indonesien verschifft wurde. Als ästhetische Höhepunkte
der ME-Lokomotiven gelten die K.W.St.E. Baureihe C (DRG 18.1) "Die schöne Wüttembergerin"
von 1909 und die 6-fach gekuppelte Baureihe K (DRG 59) von 1917. Bedauerlicher Weise blieb
keine dieser ikonischen Maschinen erhalten. In den wirtschaftlich schwierigen 1920er Jahren
beschäftigte man sich mit Konzepten zu neuen Technologien wie Hochdruckampf, Turbinenantrieb
und Ölfeuerung, die aber mangels ausreichender Finanzierung nicht auskonstruiert werden konnten.
Erst mit der Kriegsproduktion 1942-47 wurden größere Serien der Baureihe 50 ÜK / 52 (337 Stk.)
und 42 (87 Stk.) produziert. An der Konstruktion der DB-Neubaudampfloks war die ME nicht
beteiligt, fertigte aber kleinere Baulose der Baureihen 23 (4 Stk.) und 82 (9 Stk.).
Eine Spezialität der ME waren die Dampftriebwagen System "Kittel", die 1898-1915 von der
Königlich-Württembergischen Staats-Eisenbahnen (KWStE), den Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen
sowie der Schweizerischen Nordostbahn (NOB) und der Uerikon–Bauma-Bahn (UeBB) beschafft wurden.
Motorlokomotiven
An der Entwicklung von Motorlokomotiven war die ME von Anfang an beteiligt. So entstand
bereits 1890-92 in Zusammenarbeit mit Daimler eine Werkbahnlok mit Petroleummotor, die
weltweit als erste einsetzbare Motorlok gilt. In den 1920er Jahren wurden Großdieselloks ein herrausragendes Thema als der Chef der "Russischen Eisenbahn Kommission" Prof. Juri Lomonosoff 1923/24 mit der ME seine "E el-2 001" konstruierte. Die Lok mit der Achsfolge 1’ Eo 1’ und einer Traktionsleistung von 800 kW galt als die weltweit erste betriebstaugliche Streckendiesellok. Der Motor stammte von MAN, die elektrische Ausrüstung lieferte BBC, die Kühlanlage wurde aus Gewichtsgründen in einen externen Tender ausgelagert. Die ME entwarf weitere Großdieselloks und fertigte 1927 für die DRG die Lok V 32 01 mit dieselpneumatischer Kraftübertragung. Das Konzept bewährte sich allerdings nicht und wurde 1933 aufgegeben.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges setzte die ME große Energien in die Dieseltechnik und
überraschte 1953/54 mit der Lieferung von 23 dieselhydraulischen Meterspurloks mit jeweils
1.900 PS nach Brasilien. Am Neubauprogramm der DB war man 1957-59 lediglich mit 36 Loks der
V 60 und 1962-63 mit 12 Loks der Reihe V 100 beteiligt. Umso wichtiger war auch hier der
Exportmarkt, für den eine Vielzahl von Stangenloks auf Basis der deutschen Baureihen
V 36 und V 60 entstand. Zu diesen zählten u.a. 50 Loks vom Typ SJ V 3 für die
Schwedischen Staatsbahnen sowie 18 Loks der Bauart V 60 für Israel. Als größte ME-Stangenlok
wurde für die "Hohenzollerische Landesbahn AG" die vierachsige Lok HzL V 81 Typ
"Alb" gebaut, die ein Einzelstück blieb. Desweiteren entstanden zahlreiche kleinere
Verschiebeloks und auch diverse Drehgestellloks fanden sich im Angebot.
Triebwagen
Schon früh begann die ME mit dem Bau von Triebwagen konnte um 1900 nennenswerte Zahlen
von Dampftriebwagen der Systeme Serpollet und Kittel absetzen. In den 1930er Jahren beteiligte
sich die ME an der Entwicklung von elektrischen Triebwagen und lieferte die Triebzüge der
Baureihe ET 65 für den Stuttgarter Nahverkehr. Auch die Schnelltriebwagen der Reihen
ET 11 und ET 25 wurden bei der ME konstruiert und teilweise gefertigt, Verbrennungstriebwagen
blieben dagegen Einzelstücke. Dies änderte sich in den 1950er Jahren, als u.a. in
Zusammenarbeit mit LHB 3 dieselhydraulische Triebzüge auf Basis der Reihe VT 08 im Rahmen
der deutschen Wiedergutmachungsleistungen an Israel geliefert wurden.
Der "Esslinger"
Für Privatbahnen stellte die ME 1951 einen Drehgestelltriebwagen vor, der als "Esslinger"
größere Verbreitung fand und 1951-61 in insgesamt 50 Einheiten (31 VT, 11 VS, 8 VB) gefertigt wurde.
Die Fahrzeuge waren in weitgehend standardisierter Bauweise mit Unterflurmotoren und
dieselhydraulischer Transmission ausgeführt, die Einrichtung erfolgte nach Kundenwunsch.
3 Bauvarianten ließen sich u.a. an der Anzahl der Führerstandsfenster, der Gestaltung der
Lampengehäuse und dem Vorhandensein einer umlaufenden Schürze unterscheiden.
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Straßen- und Standseilbahnen
Die ME fertigte ab 1868 Straßenbahnwagen, die vorwiegend im süddeutschen Raum Abnehmer fanden.
Die größten Lieferungen erfolgten in den 1950er Jahren an die "Stuttgarter Straßenbahnen AG"
(SSB) mit dem Zweiachser Typ GT2 in 118 Exemplaren und dem Gelenktriebwagen Typ GT4 in 350 Exemplaren.
Nachbestellungen der GT4 in den 1960er Jahren wurden teilweise von der Waggonfabrik Rastatt ausgeführt,
da die ME bereits ihren Betrieb eingestellt hatte.
Eine weitere Spezialität der ME war die Anlage von Standseilbahnen, von denen ab 1885
insgesamt 24 Stück entstanden. Den Abschluß bildete 1929 die Standseilbahn zum Stuttgarter
Waldfriedhof, die allgemein als "Erbschleicher-Express" bekannt wurde und als
Technikdenkmal unverändert ihren Dienst versieht.
Elektrofahrzeuge
1926 begann die ME mit der Produktion von elektrisch betriebenen Nutzfahrzeugen, die
auf Grund ihrer geringen Reichweite und Geschwindigkeit vorwiegend von der Post, von
Stadtwerken und im Lieferverkehr verwendet wurden. In den Nachkriegsjahren erlebte
diese Technik bis Mitte der 1950er Jahre eine kurze Renaissance, da sie mit billigem
Nachtstrom unabhängig von der noch unzuverlässigen Kraftstoffversorgung betrieben
werden konnte. Desweiteren fertigte die ME elektrische Flurförderfahrzeuge wie
Elektrokarren, Gabelstapler etc., die jahrzehtelang von keinem Bahnsteig wegzudenken
waren. Mit der Schließung der ME wurde dieser Produktionszweig 1965 von der in
Hamburg ansässigen "Hans Still GmbH" übernommen.
Übersicht
Teil 1: Unternehmensgeschichte der ME
Teil 2: ME-Produkte
Teil 3: ME-Loks in Dänemark