In der Frühzeit des Eisenbahnwesens wurden selbstfahrende Dampfwagen und sog.
"Straßenlokomotiven" als günstige Alternative zur
Eisenbahn betrachtet, da hier die aufwändige Anlage der
Gleisstrecken entfiel. In Dänemark stellte
der Jurist und Erfinder Søren Hjorth (* 1801, † 1870) erste
Überlegungen zum Bau eines Dampfwagens an, die er 1832 in G.F.
Ursins "Magazin for Kunstnere og Haandværkere"
publizierte. Demnach sollte das einer Kutsche ähnelnde Fahrzeug
nicht durch eine Kolbenmaschine, sondern durch eine Dampfturbine
angetrieben werden. Es gelang Hjorth allerdings nicht, finanzielle
Mittel zur Realisierung des Projektes einzuwerben und so blieb es bei
der Theorie. Bald darauf erprobte er einen nicht näher
dokumentierten Dampfwagen in den Straßen von Frederiksberg und ab
1840 arbeitete er am Vorhaben einer Bahnlinie zwischen Kopenhagen und Roskilde.
30 Jahre nach Søren Hjorths Ideen wurde
ein weiteres Projekt im vergleichsweise dünn besiedelten
Nordjütland umgesetzt, das der in Frederikshavn ansässige
Geschäftsmann E. C. Christiansen initiiert hatte. Dieser erwarb
beim britischen Hersteller Thomas Rickett eine Straßenlokomotive mit drei
Anhängern für den Gütertransport. Hinzu kam ein
Personenwagen, der von dem Wagenbauer Bonne in Aalborg gefertigt wurde.
Der Dampfwagen lief auf drei Rädern, wog rund 12 t und sollte laut
Hersteller eine Anhängelast von 15 t mit bis zu 15 km/h
befördern können. Für die vorgesehenen Verbindungen
Frederikshavn-Hjørring und Frederikshavn-Nørresundby
errechneten sich daraus Fahrzeiten von jeweils 5-6 Stunden.
Der Dampfwagen erreichte Kopenhagen 1862 per Schiff und erhielt
den Namen "Vendsyssel", wurde im Volksmund aber allgemein
"Dampelefanten" (Dampfelefant) genannt. Erste Vorführungen
demonstrierten das Fahrzeug erfolgreich auf den Straßenzügen
Strandvej, Jagtvej und Falkonerallee. Anders sah es aber nach der
Überführung nach Jütland aus: Auch hier wurden vor dem
planmäßigen Einsatz einige Ausflugsfahrten mit
interessierten Gästen unternommen. Allerdings endete die erste
Ausfahrt bereits direkt außerhalb von Frederikshavn, als sich
die Straßenlokomotive auf der unzureichend befestigten Straße festfuhr
und nur unter größten Mühen wieder befreit werden
konnte. Bei der folgenden Tour wurde immerhin eine Strecke von 5 km
erfolgreich bewältigt, bevor ein technischer Defekt zum Abbruch
führte. Nach drei Monaten mit weiteren unglücklich
verlaufenen Testfahrten setzte sich die Erkenntnis durch, daß
das Straßennetz von Nordjütland nicht für den Betrieb
eines schweren Dampfwagens geeignet war. Das Projekt wurde
eingestellt und das Fahrzeug unter erheblichen finanziellen Verlusten
nach England retourniert. "Vendsyssel" blieb damit die
einzige Straßenlokomotive Dänemarks, stattdessen wurde das
Verkehrsnetz des Landes mit Eisenbahnen aufgebaut.
Quellen:
Bjerg, Flemming für Danmarks Tekniske Museum. www.tekniskmuseum.dk
Christiansen, Asger (1996): 1871: Vendsysselbanen. Jerbanhistorisk årbog '96: 11-20.
Smørum, bane bøger.
N.N.: Søren Hjorth. www.fysikhistorie.dk
Vendsyssel historiske museum: Dampelefanten. www.vhm.dk
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