Rud. Kramper & Jørgensen A/S, "Gideon"
Rudolf Kramper eröffnete 1891 in Horsens einen Handel für
landwirtschaftliche Geräte. Nach seinem Konkurs stieg 1901 Sofus
Sørensen in das Unternehmen ein und man firmierte nun als
"Rud. Kramper & Jørgensen A/S" (K&J). Es
wurden landwirtschaftliche Maschinen aus eigener Herstellung
vertrieben, darunter Krampers patentierter Doppelpflug. Bald
ergänzten auch Motoren das Sortiment, die sich in der
Landwirtschaft sowie als Antrieb von Fischereifahrzeugen bewährten.
In Horsens entstand 1916 auf einer Fläche von 5.000 m² ein neues
Werk, das rund 300 Mitarbeiter beschäftigte. Das Unternehmen
mußte 1921 schließen und wurde als "Rud. Kramper &
Co. A/S" neu aufgestellt. Hier wurden bis Mitte der 1980er Jahre
Motoren und Werkzeugmaschinen gefertigt.
Die K&J-Motoren wurden unter dem Handelsnamen "Gideon" vermarktet und
gewannen diverse Auszeichnungen in Dänemark, Deutschland und
Norwegen. Als Treibstoff diente Benzin, Petroleum, Rohöl oder
Sauggas. Eine neue Anwendung fand sich mit der Lieferung von
Motorlokomotiven für Mergelbahnen, die als "Olie-lokomotivet
Gideon" vorgestellt wurden. Da kaum Unterlagen zu den Maschinen
überliefert wurden, lassen sich die technischen Merkmale der
Maschinen nur aus Werbematerial rekonstruieren. Demnach wurden
1908-09 insgesamt drei Loks für 700 mm Spurweite gebaut. Das
Fahrwerk bestand aus zwei im Hauptrahmen gelagerten Treibachsen sowie
einem zweiachsigen Laufdrehgestell (Achsfolge: B 2'). Als Antrieb
diente ein 4-Takt Benzolmotor mit 1 bzw. 2 Zylindern und
magnetelektrischer Zündung mit einer Leistung von 8 bzw. 10 PS.
Die Kraftübertragung erfolgte über ein Kegelradgetriebe und
Ketten. Einige Quellen lassen die Existenz weiterer K&L-Lokomotiven
vermuten, keines der Fahrzeuge blieb erhalten.
Ab 1913 nahm K&J die Produktion von Kraftfahrzeugen auf, die ebenfalls unter dem
Handelsnamen "Gideon" angeboten wurden. Bis zur Schließung
des Werkes 1921 wurden insgesamt 184 Fahrzeuge, darunter 64 Lkw, 32
Busse, 22 Kraftdroschken, 17 Tourenwagen, 10 Löschfahrzeuge und
6 Ambulanzen gefertigt. Alle wurden von einem Gideon Motor mit 4
Zylindern aus eigener Produktion angetrieben. Die Aufbauten wurden
von dem Karosseriebauer "N. Fogt´s Værksted" in
Horsens zugeliefert. Hinzu kamen 33 elektrische Fahrzeuge für
die Post in Kopenhagen. Je ein Löschfahrzeug blieb im
Industriemuseum Horsens und im Gentofte Brandmuseum erhalten.
Sofus Jørgensen zog 1907 mit seiner Familie nach Molde in Norwegen, wo er die
"Motorfabrikken A/S Gideon" gründete. Hier fertigte er
in Lizenz Gideon 4-Taktmotoren mit Glühkopfzündung, die
sich u.a. als Antrieb von Fischereifahrzeugen bewährten. 1914
wurden rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, 1939 wurde das
Unternehmen verkauft und als "A/S Heureka" umfirmiert.
Quellen:
Dansk Motor & Maskin Samling: https://motorsamlingen.dk.
Hansen, Bent (2020): Mergelbanernes tidlige, danskbyggede motorlokomotiver. Bents bane: http://bentsbane.dk.
Stensgaard, Frede (1994): Luksusbil fra Horsens. Horsens Folkeblad 14.05.1994.
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